Ismail Kadare |
Ismail Kadares 1996 erschienener Roman ist das erste große Werk, das nach dem Fall des Kommunismus in Albanien veröffentlichte. Er greift darin Elemente und Motive aus früheren Büchern, vor allem aus "Konzert am Ende des Winters", wieder auf und entwickelt sie weiter. Ein ausländische Expertenkommission kommt Anfang der neunziger Jahre nach Albanien, um Fälle von Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen. Dabei stößt sie in der Stadt B. auf Spuren eines merkwürdigen Ereignisses ein Jahrzehnt zuvor, zu einer Zeit, als der Diktator seine nachlassende Sehkraft durch den massenhaften Einsatz von aus China importierten Abhörmikrophonen des neuesten Typs zu kompensieren versuchte: Am Stadttheater wurde eine Aufführung von Tschechows "Die Möwe" zunächst unerklärlicherweise zugelassen, dann aber aus ebenso unerklärlichen Gründen wieder abgesetzt, eine Gruppe von Bürgern der Stadt, die spiritistische Seancen veranstaltete, zerschlagen, ein Angestellter der Kommunalbetriebe bis ins Grab hinein abgehört, und schließlich verschwand der örtliche Leiter des Staatssicherheitsdienstes, der die Aktionen geleitet hatte, spurlos von der Bildfläche. Es gelingt den Experten nicht, das Ereignis vollständig aufzuklären, denn eine dicke Schicht von Legenden hat sich inzwischen darüber abgesetzt. |
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